Cienfuegos an der Karibikseite. Eine weitere Station unserer Kuba-Reise. Das Segelschiff Star Flyer startet und endet hier die meisten seiner Kreuzfahrten in Kuba. Maritimer Flair liegt in der Luft und macht Lust auf eine Entdeckungstour. Los geht’s!

Die Star Flyer liegt im Hafen von Cienfuegos
Entspannter ist es als im hektischen Großstadtgetummel von Havanna, eleganter als im dörflichen Trinidad. Die breiten Avenidas sind sehr sauber, Blumen-Rabatte zieren die Vorgärten. Beachtlich gut erhaltene Häuser in einem Stilmix aus Art Noauveau, Art Deco und Neoklassizissmus prägen das im Schachbrettmuster angelegte Stadtbild. Kein Wunder, dass Cienfuegos auch ein beliebter Urlaubsort ist.
Vom drei Kilometer langen Paseo del Prado, der Hauptstraße, kann man das Zentrum nicht verfehlen. Wie wohl die weiße Oberschicht vor gut 100 Jahren an den säulengewaltigen Villen vorbeiflanierte, streng getrennt von der schwarzen Bevölkerung auf der anderen Straßenseite? Wie zum Trotz gegen diesen gelebten Rassismus steht heute hier die Bronze-Statue von Benny More, einem afro-kuabanischen Sänger und Musiker der 1940er Jahren. Er huldigte seiner Heimat in dem Song „Cienfuegos“ als „la Ciudad, que mas me gusta a mi. „Die Stadt, die mir am besten gefällt“. Keine Einwände!
Wir verlassen den Prado genau an dieser Ecke und biegen in die Avenida 54 ein, den von hübschen Kolonnaden gesäumten „Boulevard“.

Der „Boulevard“, die Flanier-Fußgängerzone von Cienfuegos

Pastellfarbene Häuser am Boulevard in Cienfuegos
Ein Land , zwei Währungen
Auf dieser langen, belebten Fußgängerzone spielt sich kubanisches Leben ab: Blumen-Verkäufer binden kleine Sträuße. An Ständen wird Handwerks-Kunst feil geboten,. Straßen-Musikanten spielen auf. Vor den Läden liegen allerlei Haushaltswaren von Kochtöpfen bis Matratzen aus. Doch der Eindruck vom guten Geschäft täuscht. Das Waren-Angebot ist extrem lückenhaft, Regale sind spärlich bestückt. Wir sehen wenige Einheimische mit vollen Einkaufstüten. Die Familien schlendern vielmehr nach dem obligatorischen Kirchgang an diesem Sonntag einfach so durch ihre Altstadt.

Mehr Schein als Sein: Gemischtwarenladen in Cienfuegos

Schlangen vorm Bäcker in Cienfuegos
Einzig vor dem staatlichen Bäcker, der Panaderia, wartet eine lange Schlange geduldig auf rationiertes, frisches Brot. Das bezahlen sie mit dem Peso cubano, dem kubanischen Peso oder CUP – wie alle staatlich subventionierten Waren und Dienstleistungen. Wir haben CUCs in der Tasche. Der peso cubano convertible ist die harte Währung, mit der Geschäftsleute und Touristen bezahlen.

Kaffee-Shop in Cinefuegos.
Zum Beispiel genau gegenüber vom Bäcker in einem schicken Kaffee-Geschäft. Wir kaufen Serrano-Kaffee. Der ist neben den Marken Cubita und Turquino die bekannteste Export-Marke.
Wie kommt der Arc de Triomphe nach Kuba?
Unvermittelt stehen wir nach etwa 500 Metern vor einem großen Park, dem Parque José Martí. Durch ein vergoldetes Tor geht’s geradewegs auf eine Marmorstatue zu, die dem Revolutionär und Philosoph Marti Respekt zollt. Eingerahmt wird der Park von neoklassizistischen Palästen, darunter dem prunkvollen Teatro Tomas Terry von 1890 für 1200 Zuschauer. Finanziert vom gleichnamigen Industriemagnat aus Venezuela, der auch sonst mit seinen Geldern zum Wohlstand der Stadt beitrug. Innen protzt der Bau vor Gold-Stuck und Deckenfresken, deshalb wenn möglich besichtigen!

Wnderschöner Stuck: Teatro Tomas Terry
Wir werfen einen Blick in den schräg gegenüber liegenden Palacio Ferrer, heute die Casa de la Cultura. Wunderbarer Neo-Rokokostil, Boden-Mosaiken, Marmor. Hier soll sich 1920 Opernsänger Caruso einquartiert haben. Mittelpunkt des Platzes ist aber ein Triumphbogen nach Pariser Vorbild, nur im Kleinformat. Warum der hier steht: Cienfuegos hat französische Wurzeln, wurde erst 1819 von Kolonialherren aus Louisiana (Südstaaten/USA) und dem französischen Bordeaux gegründet.

Der Parque Jose Marrti mit der Statue und dem Triumphbogen im Hintergrund
Hier Nobel-Villen, da Sardinen-Fischen gegen den Hunger
Später sind wir im Nobel- Stadtteil Punta Gorda. Hier reicht es förmlich nach Urlaub.: Kolonialvillen, Luxuskarossen, Zuckerbäcker-Paläste, ein breiter Malecon (Uferpromenade). Wir können das Hafenbecken und die dort liegende Star Flyer sehen. Beobachten Szenen wie diese: Ein Familienvater läuft mit seiner etwa elfjährigen Tochter aufgeregt auf der Kaimauer auf und ab. In der Hand ein einfaches Netz. „Aqui, aqui“, zeigt das Mädchen aufgeregt auf eine Stelle im Wasser. Der barfüßige und ärmlich gekleidete Mann wirft sein Netz in die gezeigte Richtung, zieht es Minuten später mit gekonntem Schwung wieder heraus. Dutzende Sardinen fallen zappelnd auf den Bürgersteig. Das Kind sammelt sie eifrig mit den Händen in einen Eimer. Fischen fürs Mittagessen. Früherer Wohlstand und heutige Armut – eine Münze mit zwei Seiten.

Nobelstadtteil Punta Gorda: in diesem Prunk-Palast residiert der Yachtclub von Cienfuegos

Oldtimer gehören bis heute zum Straßenbild auf ganz Kuba.