Santorin ist das Highlight aller Kreuzfahrten durch die griechischen Kykladen. Alle Schiffe ankern im Kraterbecken. Auch wir luegen dort Von dort unten schauen auch wir hoch auf die steilen bis 220 Meter hohen Wände der Caldera. Am Rand klebt ein weißer Haufen inmitten dunkler Lavalandschaft, der sich messerscharf vor dem stahlblauen Himmel abgrenzt: Die Häuser von Fira, der Inselhauptstadt. Dort wollen eine Wanderung am Kraterrand entlang bis zum Ende der Caldera in das Künstlerörtchen Oia machen. Rund 11 Kilometer durch karge Landschaft am Abgrund zur tiefblauen Caldera. Fern der Menschen, nah den Göttern. Los geht’s!
Lokale Tenderschiffe bringen die Kreuzfahrer zum alten Hafen am Fuße der Caldera. Hoch geht es von hier entweder 587 Stufen auf einem Serpentinenweg zu Fuß, auf dem Rücken eines stinkenden und Floh befallenen Maultiers. Oder am bequemsten per Seilbahn in drei Minuten. Letzteres sicherlich hygienisch am Erstrebenswertesten, kann aber in Stoßzeiten zu längeren Wartezeiten führen. Wir starten deshalb mit dem erstmöglichen Tender gen Land. Oben angelangt, verharren die meisten wie gebannt am Kraterrand. Zu einzigartig ist diese Lage, diese Aussicht. Das weiße Dörfchen Fira lockt sicher mit Bars, Cafés, teuren Boutiquen und einem originellen Angebot an Mitbringseln. Doch wir wollen schnell weit weg vom Trubel. Von der Seilbahn aussteigend halten wir uns nach links.
Die Kraterrand-Gasse ist kaum zu verfehlen. Und das ist letzlich auch schon der Weg, dem wir bis nach Oia folgen. Zunächst geht es mit traumhaften Blick auf die Kreuzfahrtschiffe im Wasserloch unter uns auf gut gepflasterten, geschwungenen Wegen mit der ein oder anderen Stufe und hin und wieder ein paar Treppchen durch die weißen Kykladen-Architektur.
Häuser-Weiß, Meer-Blau, Lava-Schwarz
Vor uns offenbart sich ein Farben-Potpourri aus Häuser-Weiß, Meer-Blau, Lava-Schwarz mit farbigen Tupfern von violetten Bougainvillen und grünen Kakteen. Eine Kulisse zum Heiraten. Ein asiatisches Hochzeitspaar posiert wie bestellt um die Kurve für den Fotografen. Noch ist der Weg recht bevölkert, doch nach einer halben Stunde haben wir den nächsten angrenzenden Ort Firastefani passiert und kommen nach Imerovigli. gesprochen: Imerowilli). Imerovigli ist der höchstliegende bewohnte Ort auf Santorini.
Der Craterrand und wir
Und als wir auch diesen hinter uns gelassen haben, sind wir mit der Natur alleine. Obacht ist geboten: Der Pfad wird nun auch unebener. Die Steine hier sind glitschig-glatt geschliffen, grob gepflastert und bestehen streckenweise nur aus kleinen Lavasteinen. Immer mal wieder liegt auch Geröll von abgebrochenem Fels dazwischen. Diese Tour verlangt also unbedingt Schuhwerk mit rutschfesten Sohlen. Nicht zu vergessen Hut, Sonnenschutz und ausreichend Wasser. Beängstigend: Zwischen Weg und Kraterrand messen wir grob eineinhalb Meter. Danach geht’s ins Nichts. Naja, jedenfalls ins tiefe Blau hinab. Über uns sengende Hitze, dazwischen flimmernde Luft. Macht schwindelig! Konzentration und Kondition ist gefordert. Ein Blick zurück: Die Kreuzfahrtschiffe sind nicht mehr zu sehen. In weiter Ferne vor uns sehen wir die Kraterspitze mit weißem Sahnehäubchen: Oia, unser Ziel.
Verschnaufpause am Wohnwagen-Imbiss
Es geht nun ein Stück abwärts bis zur Straße, die wir aber recht bald wieder verlassen. Genau an diesem Punkt steht ein Imbiss – ein alter Wohnwagen, wo der Besitzer Erfrischungen und Kuchen verkauft. Verschnaufpause auf Plastikstühlen. Trinken. Wir sind dankbar. Weiter geht’s! Nach einer weiteren halben Stunden bergauf sind wir oben angekommen. Die Hälfte scheint geschafft. Und wir befinden uns an der schmalsten Stelle der Insel – rechts die Ägäis, links immer noch die Caldera – Wau!
Das anvisierte Nahziel nun ist eine schlichte Kapelle. Sinnhafter kann der Standort für ein Gotteshaus nicht sein. Nun geht’ s immer weiter nur noch sanft bergab! Wir wandern durch erste Häuser und Hotels, bis wir den Ort erreichen. Durchgeschwitzt und ausgetrocknet zwar, aber um unvergessliche Ausblicke in die Ägäis und Einblicke in die Caldera reicher. Die Strapazen in der Hitze haben sich gelohnt.Drei Stunden waren wir für die rund elf Kilometer unterwegs.
Oia ist der Top-Spot auf Santorini
Das viel beschaulichere Oia (gesprochen: Ja) bietet Luxus pur: in den Felsen gehauenen Boutique-Hotels mit Infinity-Pools und den hier typischen Höhlen-Wohnungen. Künstler-Galerien locken zum Bummel.
Sundowner am Caldera-Rand
Zurück zur Inselhauptstadt nehmen wir den lokalen Bus, dessen Haltestellen direkt an der Hauptstraße liegt. Wer hier nicht warten will, die Fahrpläne sind nämlich nicht sehr zuverlässig, steigt ins ein Taxi. Bevors aufs Kreuzfahrtschiff zurück geht, genehmigen wir uns aber in Fira noch einen Sundowner in einem der unzähligen schicken Loungebars – natürlich direkt am Kraterrand. Das haben wir uns verdient – und erleben noch ein Stück Romantik pur!
Noch 400 Esel bis zum Kreuzfahrtschiff
Auf dem Weg nach unten wartet eine letzte Herausforderung: nämlich gefühlte 400 Esel – so viele sollen es in der Hochsaison jedenfalls sein – unbeschadet zu passieren. Die stehen nach stundenlanger Touri-Schlepperei genervt oder einfach nur störrisch mitten auf den schmalen Treppen. Nase zuhalten, Luft anhalten, jegliche Laute vermeiden und damit mögliche Huftritte unterbinden. Diese Esel gehören einfach zur Insel, sind ihr Symbol. Ende der 1970er Jahre gab es noch 160 Maultiertreiber, heute nur noch 40. Alle tragen die typische blaue Schiffermütze, alle haben eine sehr laute, barsche Stimme, alle verständigen sich in einer Art geheimen Maultiertreiber-Dialekts.
Seitdem der reiche Reeder Evangelos Nomikos vor 30 Jahren seiner Heimatinsel die Seilbahn schenkte, verdienen sie zwar weniger, erhalten aber 20 Prozent der Einnahmen aus dem neuen Technologie-Betrieb als Ausgleich. Die Esel von Santorin stehen auch als lebensgroße Kunstesel in vielen Orten der Insel – aus stabilem Fiberglas gegossen, mit Acrylfarben, Ölfarben, mit Collagen verziert. Sie sind Ergebnis eines Projekts, an dem sich Jahr für Jahr professionelle Künstler und Laien beteiligen können. Eine Jury krönt die besten Arbeiten. Die Gewinner erhalten eine kostenlose Reise nach Santorin. Am Ende jeder Saison werden die Kunst-Esel versteigert, ein großer ist für etwa 2500 Euro zu haben. Ein Teil der Einnahmen geht an die Künstler, ein anderer an den „Gnadenhof“ von Santorin, das Altersheim für kranke, alte Maultiere. Miniatur-Nachahmungen gibt es übrigens auch als Souvenir in einigen Läden in Fira ab etwa 30 Euro.
Hier lest ihr die Reportagen auf AZUR:
http://www.azur.de/wp-content/themes/azur/files/reportagen/oestliches_mittelmeer_ruby_princess.pdf
http://www.azur.de/wp-content/themes/azur/files/reportagen/mittelmeer_norwegian_jade.pdf
http://diekreuzfahrtblogger.de/service-kreuzfahrtrouten-santorini/