Nach Florida zum Muscheln sammeln!
Florida, Sanibel Island: Millionen und Abermillionen Muscheln. Der Sand knirscht. Unweigerlich bückt sich der Spaziergänger, wendet den Blick von den Wellen und der Weite des Meeres auf den nahen Boden. Schaut, bückt sich, hebt die eine auf, dann die andere. Hebt eine auf, dann die nächste, steckt sie sich alle nacheinander in jede verfügbare Tasche. Eine stoische Bewegung, wieder und wieder. Der Beginn einer Leidenschaft. Für manchen der Beginn einer Sucht – Muscheln Sammeln….
Wir sind auf Sanibel Island, diesem Inselchen, das Fort Myers vorgelagert ist. Über die Brücke geht es in eine andere Welt. In ein Refugium inmitten geschützer Natur, ein beliebtes Ziel für gut betuchte Amerikaner, Familien und Rentner. Und die sammeln alle. Wohlwissentlich, dass sie bald an der Inselkrankheit leiden, dem „Sanibel Stoop“. Und weil es auch uns erwischt, und nach einem Tag alles spannt und kneift, besorgen wir uns das entsprechende Outift: Große Netztaschen, Eimer und einen Handrechen. Die gibt es hier in jedem Shop. Danach starten wir wieder zur Pilgerwanderung an die kilometerlangen Strände.
Sehr ergiebig ist die „Muschel-Beute“ am Bowman Beach. Hier lassen sich – mit Geduld – natürlich besonders große, schöne, unversehrte Exemplare entdecken. Oder man kommt, wenn der Zeitpunkt der richtige ist. Dr. José Leal vom Bailey-Matthews Shell Museum (www.shellmuseum.org) auf Sanibel erklärt, wann besonders viele Muscheln frisch angeschwemmt werden: „Nach einem Sturm. Der Wind drückt das Wasser genau neun Grad nach links aus seiner Richtung weg. Was bei Nordwind bedeutet, dass die Strömung genau auf unsere Ufer zuläuft.“
Doch nicht nur diese ideale Inselform von Sanibel bedingt das unermessliche Muschelvorkommen, sondern auch ihre flach abfallenden Strände. Zu den beliebtesten Exemplaren gehört die Junonia, besonders häufig sind die Cockle. Aber auch riesige Horse Conches sind keine Seltenheit.
Souvenir für Faule: Die Junonia kann man für etwa 50 Dollar in den Insel-Shops oder im Museum kaufen. Richtig wertvoll können einige Exemplare durchaus auch sein – bis zu mehreren tausend Dollar, so Dr. Leal. „Täglich kommen deshalb Dutzende Besucher zu uns ins Museum und lassen sich ihre Funde benennen.“ Nicht selten in der Hoffnung, einen Muschelschatz geborgen zu haben.
Die Muscheln von Sanibel tragen fast mystische Geheimnisse. Man muss nur genau hinschauen. Die Alphabeth Cones sind eine solche Spezies, ihre wissenschaftliche Bezeichnung ist Conus spurius Gmelin. Auf ihrer Wand findet sich ein Buchstabe, der sich in Linien und Punkten darstellt. Das gesamte Alphabet ist vertreten. Entdeckt hat diese Muschelart Harlan Wittkopf erstmals vor 35 Jahren.
Seitdem war er fleißig am Suchen. Seine Sammlung mit allen Buchstaben und Zahlen soll die erste seiner Art weltweit sein. Sehr außergewöhnlich seien offene Kreise und Kurven, wie in der 8, im O, D, P oder in der 09, zu finden. Cones mit B, Q und G sind am seltensten. Ob wertvoll oder nur ein Schmuckstück fürs Auge, das Schönste am „Shelling“ ist und bleibt: Jeder kann es! Fachkenntnisse sind nicht erforderlich. Es gehört nur ein gutes Auge und Glück dazu. Und wer nicht auf einen Sturm warten will oder kann, sollte bei Tiefebbe losmarschieren – die gibt es bei Voll- oder Neumond. „Der Mythos, dass die beste Zeit der frühe Morgen sei, ist falsch.“
Nur ein Gesetz sollte jeder beachten: Mollusken, also lebende Muscheln, Sanddollars, Seesterne und Seeigel dürfen nicht entfernt werden – außer zurück ins Meer. Und das sollte unter besonderer Vorsicht geschehen, um eine Verletzung des Tiers beim Aufschlag
ins Wasser zu vermeiden. Dr. Leal: „Laufen Sie bis ins hüfthohe Wasser, legen Sie dort den Mollusken mit der Öffnung nach unten auf den Meeresboden. Wer die Muscheln mit nach Hause nehmen möchte – was, anders als bei den artgeschützten Korallen, bis auf sehr seltene Exemplare über Landesgrenzen hinweg erlaubt ist –, sollte beachten: unter Leitungswasser gut abspülen, mit einem Handtuch trocknen und nicht in Holzschachteln transportieren oder im Eichenschrank zu Hause ausstellen. „Holz und besonders Eiche reagiert, zerstört mit der Zeit die Muschel.“
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Liebe Carmen,
vielen Dank für diese Ergänzung!
Grüße nach München
Susanne
Allerdings muss man beim Muschelsammeln auch etwas vorsichtig sein! Nicht alles, was in Florida oder in der Karbik am Strand liegt (oder käuflich erworben werden kann), darf auch nach Deutschland eingeführt werden (Artenschutz). Das gilt ua. für die Conchs, 3 Stück sind für den persönlichen Gebrauch erlaubt. Auch der Sanddollar ist nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt. Er darf nicht eingeführt werden. Das gilt auch für Korallen.
Dummerweise werden diese Sachen auch als Souvenirs verkauft (ebenso wie z.B. Rückenkratzer aus Aligator-Klauen).
Gruß
Carmen