Atemberaubende Bergpanoramen, wilde Flüsse und eiskalte Bergseen: Kanadas Rocky Mountains bieten Natur pur. Ein idealer Einstieg in eine Kreuzfahrt nach Alaska. Am besten, ihr kombiniert die Reise ab Banff mit einer Tour im Luxus-Zug Rocky Mounaineer. Ein Abenteuer auf Schienen, das ihr nicht vergessen werdet! Wir waren an Bord….
Banff, 140 Kilometer von Calgary und seinem internationalen Flghafen entfernt. Das 8000 Seelen-Dorf ist der Hauptort der Rockies und im Sommer platzt es aus allen Nähten. Von hier aus starten wir unsere Fahrt in das historische Kanada: Im Luxuszug Rocky Mountaineer geht es auf seiner Route „First Passage to the West“ knapp 1000 Kilometer nach Vancouver durch die majestätischen Rockies, vorbei an tosenden Flüssen und glitzernden Bergseen.
Stilgerecht steigen wir im wohl schönsten „Bahnhotel“ der Welt ab – das Fairmont Banff Springs Hotel (www.fairmont.com, 1 Übernachtung ca. 250 Euro) thront als Denkmal geschütztes Schloss hoch über dem Bow River und feiert gerade 125. Geburtstag: 1888 wurde es von der Canadian Pacific Railroad gebaut, 2001 aufwendig renoviert – ein Luxustempel damals wie heute. Die Zimmer sind hochwertig in viel dunklem Holz und feinstem Tuch ausgestattet und bieten jeden erdenklichen Komfort.
Am nächsten Morgen mieten wir uns nach einem köstlichen Hotel-Frühstück Fahrräder und strampeln tapfer die steile Straße zum Tunnel Mountain hoch. Wir wollen zu den berühmten Hoodoos, die östlich des rund 1700 Meter hohen Berges liegen. Gut ausgeschilderte Wege führen uns problemlos zum Aussichtspunkt, wo wir jene von Wind und Wetter heraus modellierten Erdtürmchen mit den charakteristischen Steinhütchen bestaunen.
Vom Miet-Bike ins Mietauto: Rund 60 Kilometer sind es auf dem Trans-Canada Highway zum Lake Louise, dem Naturhöhepunkt der Gegend. Ergriffen stehen wir eine Stunde später vor einer malerischen Kulisse: Umrahmt von steilen Felswänden liegt der „See der kleinen Fische“ wie ihn die Indianer nannten, vor uns. Im türkisgrünen Wasser spiegelt sich der in der Sonne funkelnde Gletscher des 3500 Meter hohen Mount Victoria am anderen Ende des Sees. Pärchen paddeln auf feuerwehrroten Kanus umher, Familien spazieren am rechten Uferweg entlang. Eine Disney-Kulisse, die durch das angrenzende Schlosshotel Fairmont Chateau Lake Louise – ebenso ein Bahnhotel – ihr i-Tüpfelchen erhält. Die Terrasse hat zwar einen Paradeblick, doch wir wollen in der allerersten Reihe sitzen – und machen Picknick auf einer freien Holzbank direkt am Ufer. Nach einem abendlichen Rundgang durch Banff mit anschließendem Drink und Dinner in der Abendsonne fallen wir müde in die Betten.
Morgens um 8.30 Uhr auf dem Bahnsteig von Banff: Pfeiffend, dampfend, quietschend kommt der Rocky Mountaineer metergenau vor uns zum Stehen. Majestätisch schaut er aus, mit seiner königsblauen Farbe, den goldenen Lettern, die groß seinen Namen verkünden und dem ebenso goldenen „Rocky“-Emblem. Die Empfangszeremonie beginnt: Die in adretten blauen Uniformen gekleideten Gastgeber rollen vor jeder Wagentür einen ebenso königsblauen Teppich aus, stellen erst die kanadische und die Alberta-Flagge rechts und links daneben und dann sich: Willkommen im Rocky Mountaineer! Bitte einsteigen! Kein Problem, denn wir haben nur Handgepäck dabei. Die Koffer sind bereits per Bus nach Kamloops, das heutige Etappenziel, unterwegs.
Der Rocky Mountaineer bietet auf seinen fünf Routen drei Reise-Klassen an: Größter und entscheidender Unterschied: Die in den letzten Jahren speziell angefertigten doppelstöckigen Wagen bieten in der oberen Etage einen Dom aus bruchsicherem und sonnenlicht abhaltendem Glas und somit beste Panoramasicht auf die vorbeiziehende Landschaft. Unser Zug-Manager Peter: „Wir können die Natur nicht transportieren, aber wir können die Gäste zu ihr hin bringen. Und das auf höchst komfortable Weise.“
Plums! Wir versinken in den super breiten, edel bezogenen Sitzen. Huch! Nun geht’s auch noch rückwärts in die Beinah-Horizontale und der Blick gen Himmel! Nackenschonende Lage. Bitte sehr! Das Gästeteam kümmert sich rührend. Begrüßungscocktail samt Häppchen und Ansprache. „ Unsere Diesel-Lok hat 3000 PS, zieht heute sechs Wagen hinter sich mit rund 260 Gästen“, erklärt Peter. Wenn wir voll sind, ein Dutzend Wagen mit 600 Gästen.“ Und: „Gleich bieten wir unten im Speisesalon ein Frühstück in zwei Sitzungen an. Mittags dann ein Mehrgänge-Menu zum Lunch.“
Erster Stopp ist die Station von Lake Louise. Weitere Gäste steigen zu. Dann rollt der Zug weiter. Immer näher kommen die schroffen Hänge dieser imposanten Gebirgsketten. Nur 3000er, einer neben dem anderen. Baumlos. Nur Stein und Gletscher. Millionen Jahre alt. Da kann vielleicht gerade mal das Zentralmassiv in Europa mithalten. Wir genießen dieses spektakuläre Panorama durchs Glasdach hindurch. Atmen die garantiert reine Luft draußen auf der Aussichtsplattform am Zugende. Der erste Höhepunkt: Die Fahrt durch den Spiraltunnel. 13 Kilometer lang wurde er 1907 nach dem Vorbild des Schweizer Tunnels durch die Biaschini Schlucht gebaut und sollte das bis dahin gefährlich 4,4-prozentige Gefälle verringern auf akzeptable 2,2 Prozent. Gefühlt sind das immer noch zu viel: Mancher Zuggast hält auch heute noch die Luft an. Bald weiß auch keiner mehr so recht, wohin wir uns grad drehen, ob wir bergabwärts oder doch wieder nach oben fahren. „Das ganze Ding ist ein perfektes Labyrinth, die Eisenbahn macht zwei Mal kehrt, führt durch Berge hindurch und überquert zwei Mal den Fluss“, so hieß es dazu in einem damaligen Fahrplan-Heftchen. Erholung für die Nerven gibt’s nun beim Lunch.
Wir fahren derweil weiter, nun durch den Glacier Nationalpark. 1000 Meter Höhenunterschied haben wir bewältigt, die Baumgrenze liegt hinter uns. Nun bedecken Fichtenwälder die Berghänge. Wir passieren das Städtchen Revelstroke, kommen nach Craigellaichie. 1885 wurde hier der letzte Schienennagel der Canadian Pacific Railway gesetzt. Kurzer Fotostopp vom Zug aus. Es ist ja auch nur ein kleiner Erdhügel, der an dieses große Ereignis erinnert, das Kanada von Küste zu Küste mit einer Eisenbahnlinie verband.
Sicamous, was in der Indianer-Sprache so viel wie „In der Mitte bedeutet“. Ein Ort, der zwischen dem Shushwap Lake und Mara Lake liegt, in dem im Sommer Urlauber 300 Hausboote mieten können. Die ganze Gegend hat zig schimmernde Seen und Flüsse, mit beinahe 1000 Kilometer Seeufer. Die Namen sagen uns, dass wir im Land der First Nations sind, die bereits damals entlang des Fraser Rivers und seiner Nebenflüsse von dessen Fischreichtum lebten. Die indianischen Ureinwohner waren schon vor 10 000 Jahren hier, lange vor den Pelzhändlern und Goldsuchern. Denen folgten die Siedler, die die Indianer in Reservate zwangen. Eingeschleppte Krankheiten wie Grippe und Pocken rafften Tausende dahin, Alkohol wurde die Droge. In Kamloops, dem Handelszentrum in den Zeiten des Golfrausch, leben ihre Traditionen im Shushwap Reservat weiter. Hier können wir beim Übernachtungsstopp des Rocky Mountaineer Bräuche und Sitten erleben. Und die Unterkünfte, Hausgruben eines 2300 Jahre alten Dorfes besichtigen. Die Indianer im Landesinnern waren nämlich im Gegensatz zu den Küstenindianern, die dauerhafte Langhäuser bauten, Nomaden und gruben sich zweitweilige Dörfer aus Gruben, deren Technik sie im Laufe der Jahrhunderte immer weiter perfektionierten. Nach einer Hotelübernachtung geht es am nächsten Tag im Zug weiter nach Vancouver.
Vancouver, eine der schönsten Städte der Welt. Ideal ist die Lage des Luxushotels Fairmont Pacific Rim (www.fairmont.com, Übernachtung ca. 200 Euro) mit Blick auf die Anlegestelle der Kreuzfahrtschiffe am „Canada Place“ direkt am Ufer des Fjords Burrard Inlet.
Wegen der schönen Naturkulisse stand hier 1986 bei der Weltausstellung Kanadas Pavillon, heute eignet sich die Gegend bestens für einen Spaziergang entlang des Piers mit Blick aufs Meer und die Berge. Wir wollen, wie immer in neuen Städten, zum höchsten Punkt: Das The Vancouver Lookout! im Harbour Centre Tower befindet sich nur wenige Meter neben dem Hotel – fantastisch ist von hier die Rundumsicht: Nach einem Cappuccino am berühmten Steamclock im historischen Teil Gastown – die Uhr dampft wirklich wie eine Lokomotive – nehmen wir den Hop on-Hop off Bus, steigen auf der künstlichen Insel Granville Island aus, dem lebendiges Künstlerviertel mit beliebtem Markt, vielen Restaurants, Galerien, Shops, Theatern und vielem mehr.
Gegen Abend mieten wir Räder vom Hotel-Concierge und radeln zum Stanley Park und auf seinem 10 km langen Uferdamm einmal um die gut 400 Hektar Fläche herum. Unbedingt stoppen sollten man hier bei den Totempfählen des Totem Park. Wenn es die Zeit noch erlaubt, bietet sich ein Besuch im mit 70 000 Tieren größten Aquarium in Kanada an, der im Herzen des Parks liegt. Besucher haben die Möglichkeit, die neugierigen Belugas zu treffen oder sich von der Akrobatik der Delphine oder den unwiderstehlich putzigen Seeottern verzaubern zu lassen. Abends empfiehlt sich ein Restaurant- und Kneipenbummel durch das trendige Yaletown, oft als Soho von Vancouver bezeichnet, am Nordufer von False Creek mit hippen Loftwohnungen, Büros, Boutiquen, Galerien, Motto hier: sehen und wer mag, auch gesehen werden.
Früh morgens dann geht’s auf den Grouse Mountain, den höchsten Punkt Vanouvers: Mit Nordamerikas größter Seilbahn geht’s auf den Gipfel in über 1100 Meter! Hier haben wir unsere erste – und einzige – Begegnung mit Grizzlys, die hier seit Jahren ein weites eingezäuntes Freirevier haben.
Auf dem Rückweg nach Vancouver lohnt ein Stopp bei der Capilano Suspension Bridge, die weltweit längste und höchste Hängebrücke für Fußgänger und Heimat der weltgrößten Privatsammlung an Totempfählen, den Treetops Adventure: Dieser Baumwipfelweg führt durch gemäßigten Regenwald, teils hoch oben in den Baumwipfeln über durch kurze Hängebrücken verbundene Plattformen inmitten der gigantischen Douglasien des Parks. Manche der Brücken schweben in bis zu 30 m Höhe über dem Waldboden. Viel zu schnell heißt es Abschied nehmen. Morgens dann tönt die nahe Schiffs-Sirene wie zum Weckruf. Ja, Alaska, wir kommen!
Infos :
Vancouver und Umgebung unter www.tourismvancouver.com
Rocky Mountaineer:
Im Angebot sind 45 Urlaubspackages, darunter fünf spektakuläre Bahnstrecken durch den pazifischen Nordwesten des Landes, British Columbia und Alberta. Die „First Passage to the West“ ist eine davon – die kürzeste zwischen Vancouver und Whistler dauert drei Stunden, die längste elf Tage. Die „Coastal Passage“ verbindet die US-Metropole Seattle mit Westkanada. Buchbar sind drei Servicekategorien GoldLeaf Service – zweistöckige Zugwagons mit Glaskuppel und großen Panoramafenstern. Auf der unteren Ebene werden in einem separaten Abteil köstliche Gourmetspeisen aus regionalen Spezialitäten angeboten. Im RedLeaf Service warten breite Liegesitze in traditionellem Zugambiente. Das Essen wird hier am Platz serviert. Auf zwei Routen können RedLeaf-Gäste ein Upgrade in den neuen SilverLeaf Service buchen, wo dann einstöckige Zugwagons mit Glaskuppel einen Rundumblick auf GoldLeaf-Niveau bieten, während die Reisenden warme Köstlichkeiten am Platz genießen.
Neu seit 2014: Die Route First Passage to the West hat an zehn Terminen zwischen Mai und Oktober deutsche Betreuer, deutsche Bordlektüre, einschließlich Zeitungen und der Broschüre mit an Bord.
Preisbeispiele für den Klassiker unter den Rocky Mountaineer Routen, der Strecke „First Passage to the West“:
www.rockymountaineer.com/de/routes_and_packages/canadian_rocky/first_passage_to_the_west
Hierbei kann man zwischen zwei unterschiedlichen Strecken wählen:
4 Tages-Tour: Vancouver – Kamloops – Lake Louise:
Kosten ab 1,633 EUR im SilverLeaf Service und ab 2,203 EUR im GoldLeaf Service
4 Tages-Tour: Vancouver – Kamloops – Banff:
Kosten ab 1,557 EUR im SilverLeaf Service und ab 2,127 EUR im GoldLeaf Service
Buchen kann man im Reisebüro oder unter www.rockymountaineer.com
Reportagen in AZUR:
www.azur.de/wp-content/themes/azur/files/reportagen/oosterdam_kanada.pdf