Kaum jemand bringt die Hauptstadt der USA mit einer Kreuzfahrt in Verbindung. Sie liegt zwar am Wasser, dem Potomac River, einem Fluss, aber eben nicht am Meer. Kreuzfahrer erreichen die US-Hauptstadt aber von Baltimore aus. Die Metropole liegt im Bundesstaat Maryland und hat einen der wichtigsten Häfen der Ostküste.
Wobei Ostküste wiederum ein geografischer Fauxpas gleich kommt. Denn wer hier anlegen will, muss vom Atlantik auf der Höhe von Norfolk erstmal in das größte Mündungsgebiet der amerikanischen Ostküste, in die Chesapeake Bay hinein. Danach weiter rund 240 Kilometer diese Bucht hinauffahren. Wer dann an Land geht, betritt eine der vielseitigsten Ecken Amerikas:
Washington State, ein Eldorado für Strandratten, Angler und Segler
Die Capital Region, das Trio aus Washington D.C. und die beiden angrenzenden Bundesstaaten Maryland und Virginia. So facettenreich wie das riesige Land ist die Region: Moderne Weltstädte, Städtchen und heimelige Dörfer, vollgestopft mit jeder Menge amerikanischer Kultur, Kunst und kulinarischen Köstlichkeiten. Dazu eine atemberaubende Küsten, mehrere Tausend Kilometer lang – ein Eldorado für Strandratten, Angler und Segler. Riesige Wälder für Naturliebhaber und liebliche Weinanbaugebiete. Viel zu viel für einen Landtag, aber vielleicht wollen Sie ja auch nach oder vor einer Kreuzfahrt noch Zeit hier verbringen und diese Gegend kennenlernen.
Knapp eineinhalb Stunden Busfahrt dauert es für die Kreuzfahrer nach D.C. ¨Diessie¨, wie die Amis ihre Hauptstadt liebevoll nennen, den District of Columbia. Anwälte, Lobbyisten, Journalisten und natürlich Hunderte Diplomaten und Politiker prägen das Stadtbild. Ein internationaler Mix, durch den sich die einst verspottete Kapitale längst zu einer auch kulturell attraktiven Szene gemausert hat. Dabei war Washington ein Kunstprodukt, die erste geplante Hauptstadt der Welt. Virginia und Maryland traten ein Stück Land ab zum Zwecke ihrer Gründung 1792. Großzügig, mit prachtvollen Avenues und monumentalen Gebäuden, die an die Architektur des klassischen Griechenlands erinnern. Mit vielen Grünflächen und Platz für Flaneure. Herzstück und grüne Lunge der Stadt ist die über drei Kilometer lange Mall, eine breite Grünfläche mit angrenzenden Museen, Regierungsgebäuden und dem Kapitol auf einem Hügel drohnend. Den besten Überblick hat man vom Washington Monument aus, dem Obelisken im Zentrum der Mall.
Wer noch nie hier war, sollte eine organisierte Bustour mitmachen, die alle Reedereien auch anbieten. Nur so lassen sich die knappen Stunden sinnvoll mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten füllen und das großzügig ausgelegte politische Zentrum der USA überhaupt bewältigen.
Üblich ist dann auch der Stopp am ArlingtonFotostopp der Kreuzfahrer: Das White House Cemetery. Der Militärfriedhof, auf der anderen Seite des Potomac River in Virginia gelegen, hat riesige Dimensionen. Reihenweise schlichte weiße Holzkreuze säumen die grünen Hügel. Fast 350.000 Soldaten haben hier ihre letzte Ruhestätte. Überraschend unprätentiös das Grab von John F. Kennedy und Frau Jacqueline Onassis: eine zwischen mehrere in den Boden eingelassene Steinplatten mit einer Ewigen Flamme. Auf der Standard-Route der Ausflügler ist auch der Fotostopp vor dem schmiedeeisernen Zaun des eher unscheinbaren Weißen Hauses. Seit mehr als 200 Jahren wohnt und arbeitet hier der mächtigste Politiker der Welt. Offiziell heißt die Riesenvilla mit ihren 132 Räumen erst seit 1901 „White House“, seitdem nämlich die strahlend weiße Farbe die Außenfassade ziert. Seit dem 11. September 2001 dürfen nur noch wenige Auserwählte nach monatelanger Anmeldungund Wartezeit hinein. Weiterer Stopp ist dann das Capitol, wo es eine typische US-Cafeteria gibt, Hier sollte man durch einen unterirdischen Gang in die Library of Congress gehen. Die Bibliothek ist mit einem Bestand von 113 Millionen die zweitgrößte der Welt. Prunkstück ist das im italienischen Renaissance-Stil gehaltene Jefferson-Gebäude und hier der Haupt-Lesesaal mit seiner 50 Meter hohen Kuppel. Die einstündige Capitol-Tour beginnt mit einem Film über die US-Geschichte. Dann geht es weiter durch restaurierte Räume wie das frühere Repräsentantenhaus und den früheren Saal des Obersten Gerichts.
Natürlich darf auch der Blick auf das White House nicht fehlen, Fotoshooting inklusive.
Washington ist längst auch in Sachen Food eine Destination für Feinschmecker:
Vielfältig, international und immer öfter auch nach der Philosophie „Frisch auf den Tisch“ mit Produkten aus der Region. Für ein sehr urbanes Erlebnis sollte man den japanischen Food-Tempel Sushi Taro im Virtel Dupont Circle ansteuern, dessen hier verwendeter Fisch allerdings von weit her stammt – vom berühmten Tsukiju Markt aus Tokio oder auch das japanische Daikaya im Penn Quarter, wo Sie allein schon bei den Cocktails garantiert keinen einzigen kennen – und deshalb gleich alle zum Probieren bestellen sollten. Oder die nette Bedienung nach einer Empfehlung fragen: da ist ein Rickey-san (mit Kirschlikör und Ingwer Bier), ein Yamahai (mit grünem Tee und Grapefruit) oder eine Dai-drops (Sake und Bier). Wer doch lieber auf Bekanntes und Traditionelles aus der US-Küche steht und dabei noch dem Stelldichein hochrangiger Politiker beiwohnen will, sollte ins Smith & Wollensky einkehren. Das Top-Steakhouse mit neun Depandancen in jeder wichtigen US-Stadt hat eine Spezialität: das USDA Prime Steak, sage und schreibe 28 Tage abgehangen. Zart. Saftig. Perfekt! (www.smithandwollensky.com).
Lassen Sie hier das Dessert weg, das gibt’s nach einem Verdauungsspaziergang durch Georgetown. Das älteste und wohlhabendste Viertel ist ein Gegenpol zu dem sehr kühlen Regierungsviertel und beherbergt mit der gleichnamigen Universität nicht nur viele berühmte Leute. Entlang der M Street liegen hübsche Geschäfte, Designer-Läden, klar, auch Bars und Restaurants, aber sehenswert sind vor allem auch die ruhigen Wohnstraßen mit ihren viktorianischen Stadthäusern. Ländlich erscheint der M & O Canal, der hier entlang fliesst. Direkt an ihn grenzend liegt in der 31st Street das Capella Georgetown Hotel, ein schmuckes Boutique Hotel der Luxusklasse. Erst seit gut einem Jahr geöffnet mit einem traumhaften Spa auf der Dachterrasse mit Blick über die City. Fragen Sie einfach an der Rezeption, ob Sie mal einen Blick riskieren dürfen. Der Hotelchef ist ein Deutscher und zeigt gerne sein Hotel. Oder Sie nehmen hier auf der Terrasse am Kanal einen Espresso www.capellahotels.com.
Das Törtchen danach, als Dessert, sollte man unbedingt bei Georgetown Cupcake kaufen, und notfalls auch für die neuesten Specials Schlange stehen (www.georgetowncupcake.com).Diese DC Institution hat sogar ihre eigene TV-Show namens D.C. Cupcake, was sonst? Lieber Geistesschmalz statt Kuchen? Nach dem kulinarischen Kult folgt die kreative Kunst: Die findet sich, für Washingtoner Verhältnisse zwar in kleiner, dafür aber feinster Dosis nicht weit entfernt. The Philipps Collection ist eine Privatsammlung mit ständigen Wechselausstellungen in einem wunderschönen klassizistischen Bau einer Wohnstraße nahe des Dupont Circle. (www.phillipscollection.com).
Nachmittags geht des zurück aufs Wasser – aber erst mal nur für eine Ausflugsfahrt auf dem Potomac River Odyssee Cruises, die am südlichen Rad der Mall starten, bietet diverse Fahrten immer mit den Top-Sehenswürdigkeiten im Blick vorbei an Roosevelt Island und dem berühmten Watergate Complex bis zur Marina von Georgetown mit seinen Yachten www.odysseycruises.com.