Myanmar- Goldenes Land!
So heißt der Werbeslogan dieses uns noch so fremden Landes. Und er ist wahr: Myanmar glitzert und glänzt. Überall verstreut zwischean Bäumen und Büschen sehen wir unzählige große und kleine Stupas wie Sahnehäubchen auf einer Torte sitzen, deren vergoldete Spitzen angestrahlt von der Sonne in lodernden Flammen zu stehen scheinen.
Wir stehen an der Reling der Azamara Quest, einem sehr komfortablen Boutique-Liner mit Clubatmosphäre.
Zwei Tage auf See von Chennai in Indien kommend liegen hinter uns sowie ein Stopp in St. Blair auf den Andamamen Inseln. Und nun das Highlight dieser Kreuzfahrt – das mystische Myanmar.
Je näher wir der Küste kommen, umso öfter kreuzen wir an Backbord und Steuerbord wie an einer Perlenschnur aufgereihte Boote mit Fangkörben. Es sind Fischfarmen, die hier oft monatelang liegen.
Der Lotse kommt an Bord. Die nächsten 22 Meilen sollen wir nun den Yangon River hinauffahren. Kaum bewohnt scheint dieses Fleckchen Erde, nur wenige Dörfer liegen am Ufer. Neugierig stehen wir an Deck und blicken über die flache Landschaft.
Myanmar ist ein Geheimtipp – noch! Das kleine Land öffnet sich gerade dem Westen.
Hotels, Pensionen und Fluglinien werden fast im Monatsrhythmus aus dem Boden gestampft. Unternehmer werden und sein – das ist heute möglich und or allem bei den jungen Leuten angesagt.
Entsprechend steigen die Preise kontinuierlich an. Bezahlbar sind einfache, aber saubere Unterkünfte aber immer noch, und in den Touristenhochburgen gibt es inzwischen eine große Auswahl an Hotels aller Kategorien.
Nur: Bald werden vielleicht auch westliche Fastfood-Ketten den Garküchen weichen – oder zumindest nebeneinander um Kundschaft buhlen. Das geht auf Kosten der Kultur und Traditionen. Wer das ursprüngliche, bäuerliche Myanmar noch erleben will, sollte sich also beeilen.
Knapp 90 % der Einwohner Myanmars sind Anhänger des Theravada-Buddhismus – kein Wunder also, dass sich über das ganze Land eine Vielzahl von beeindruckender Zeugnisse des Buddhismus finden.
Wir haben zwei Tage Zeit, immerhin zwei Highlights zu erleben:
Bagan – 1000 Tempel und Pagoden
Wir wollen unbedingt nach Bagan fliegen. Für kleines Geld. Flüge kosten um die 100 Euro (von zu Hause aus über eine Reiseagentur zu buchen, z.B. bei www.Lernidee.de)
Mehrere Fluggesellschaften z.B. Air Bagan, Air Mandalay, Golden Myanmar und Yangon Airways fliegen täglich den Ort Nyaung U am Ostende des Areals von Bagan an. Von dort geht es mit einem Taxi zum Hotel.
Was ist Bagan?
Bagan – das weltbekannte, über 41 Quadratkilometer große archäologische Ebene besitzt mehr als 4000 buddhistische Tempel. Trotzdem ist es das Gebiet nicht als Weltkulturerbe ausgewiesen. Warum? Leider wird die touristische Infrastruktur rücksichtslos ausgebau. Da ist etwa ein 60 Meter hoher Aussichtsturm, der alles überragt. Bitte nicht besteigen, um diese Verschandelung nicht auch noch zu unterstützen. Es gibt genügend Tempel, auf die ihr rauf könnt, um die Aussicht zu genießen!Es sollen auch reiche Burmesen neue Tempel finanzieren, die teilweise auf historischen Fundamenten gebaut werden. Unglaublich!
Wir sehen die roten Pagoden aus Ziegelstein schon von der Luft aus. Sie sind das Ergebnis einer 230 Jahre lang wütenden Bautätigkeit der Könige von Bagan im 11. bis 13. Jahrhundert – genauer bis 1287. Damals fielen die Mongolen hier ein. Die Tempel sind die Überbleibsel einer einst großen Stadt.
Bagan ist neben der der Hauptstadt Yangon und der Königsstadt Mandalay der Touristenmagnat Myanmars. Teure Hotelanlagen mit Pools schießen aus dem Boden, gute Restaurants, Souvenirläden. Und dennoch von Hektik keine Spur.
Mit dem Fahrrad oder Elektroroller lassen sich die Tempel am besten besuchen.
Darüber hinaus kann man sich auch mit Pferdekutschen durch das Gelände chauffieren lassen. Die Fahrten mit den Kutschen sind entspannter als das Treten mit dem Rad auf den teils sandigen Wegen. Wenn man Glück hat, kann der Fahrer auf Englisch Auskünfte zu den Sehenswürdigkeiten geben.
Himmlische Ruhe über dem Pagodenfeld
Wir starten mit dem Rad – von unserem Hotel aus gen Alt-Bagan. Fahren an den ersten Pagoden vorbei, langsam, damit Zeit bleibt, rechts und links die Aussicht auf immer neue Zedis zu genießen. Zwischen jedem Baum und Busch eröffnen sich neue perspektivische Fluchten – Stupas hier und da auch wieder, Tempel, große, kleine, keiner gleicht dem anderen, die einen ganz nah, die anderen weit hinten in der Tiefe. Wie konstruiert. Als hätten sich die Baumeister genau überlegt, wo jeder einzelne Bau stehen soll.
Obwohl viele durch Plünderungen, Erosionen, Erdbeben (zuletzt sehr zerstörerisch 1975) nur noch Ruinen sind, tut das dem Gesamt-Gemälde keinen Abbruch.
Eine unbeschreibliche Ruhe legt sich über uns. Diese Landschaft strahlt Frieden aus! Bagan ist ein Wunder! Stundenlang könnte man sich so treiben lassen und ziellos der Richtung der Augen folgend über die großen asphaltierten Hauptstraßen oder sandigen Nebenwege radeln bzw. rollen.
Wer jedoch wenig Zeit hat wie wir, muss sich leider auf die wichtigsten Tempel beschränken. Wir besuchen den Ananda Pahto, einen der best erhaltendsten, verehrtesten und bis heute genutzten Tempel mit seiner vergoldeten Spitze und drinnen den Buddhas aus echtem Gold.
Die schönsten Wandmalereien und Stuckarbeiten zeigt der Sulamani Tempel. Sie lassen erahnen, wie reich verziert und farbenfroh viele der Pagoden ursprünglich einmal ausgesehen haben mußten.
Pünktlich zum Sonnenuntergang sitzen wir auf den roten Steinen des Dhammayangyi Patho. Dieser Koloss von Tempel ist zwar zu dieser Tageszeit überfüllt, aber mit Recht: Atemberaubend ist dieses 380 Grad-Panorama eingetaucht in das Lichtspiel – hunderte rote Sahnehäubchen wie von Zauberhand mit einer Spritzpistole hingetupft liegen um uns herum verteilt, dazwischen wahllos kleine Baumgrüppchen.
Andächtig, stumm und demütig blicken wir auf diese lautlose Szenerie.
Abends am Hotel-Pool unterm Sternenhimmel sind wir pappsatt von all den Eindrücken und Emotionen, laufen schier über wie die Schaumkrone unseres Biers. Bis uns irgendwann und noch ein paar Bierchen später beschwipst, aber seelig die Augen zufallen.
Steigerung sind immer noch möglich, so erfahren wir am nächsten Morgen: Unser Flieger startet drei Stunden später – was hier nicht unüblich ist – als geplant. Für uns heißt das: Schnell auf zum Sunrise!
Wir klettern auf einen Tempel im Osten. Noch sind die Spitzen und Baumwipfel mit Nebel bedeckt. Doch dann taucht die aufgehende Sonne das Gestein in ein rötliches Licht und die goldenen Spitzen funklen hier und da, nah und fern auf der weiten Ebene. Im klaren Blau darüber schweben lautlos ein Dutzend Heißluftballons durch die frische Morgenluft. Göttlich!
Übrigens: Ballonflüge könnt ihr für ca. 350 Euro z.B. bei Orientalballooning (www.orientalballooning.com) buchen oder bei Ballons over Bagan für 320 Euro (www.ballonsoverbagan.com).
Weltberühmte Stupa – die Shwedagon Pagode in Yangon
Zurück in Yangon. Yangon, die ehemalige Hauptstadt Myanmars lockt mit Palästen, kolonialen Herrschaftsgebäuden und atemberaubenden Märkten.
Wir wollen nach dem Rückflug aus Bagan jedoch sofort weiter zur Shwedagon-Pagode.
Sie liegt auf dem Hügel Pegu-Joma und ist ein religöser Prachtbau. Ein Wahrzeichen des Landes und eine der berühmtesten Stupas der Welt.
Die Pagode steigt auf einer achteckigen Basis mit einem Umfang von 413 Metern zu einer Höhe von 116 Metern auf. Sie trägt als Schirm ein kegelförmiges vergoldetes eisernes Netzwerk „Ti“ und ist überall mit Glocken behängt. Nach buddhistischem Glauben enthält sie acht Haupthaare Buddhas. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mit Gold und Edelsteinen reich verziert.
Die 60.000 Quadratmeter grosse Plattform besteht aus Marmorplatten. Das Gewicht der Goldplatten, mit der die Stupa gepflastert ist, wird auf 60 Tonnen geschätzt. Ihr Schirm ist mit tausenden Diamanten, Rubinen und Saphiren verziert, an der Spitze befindet sich ein 76-karätiger Diamant.
Und außer Frage steht, dass jeder Myanmar-Reisende sie gesehen haben sollte.
Barfuß wandeln wir in bruttiger Mittagshitze auf der 60 000 Quadratmeter großen Plattform aus blitzsauberen Marmorboden an unzähligen Gold-Stupas, Fabeltieren, Neben-Tempeln und Buddha-Statuen vorbei, die sich um die Haupt-Stupa anordnen.
Die Shwedagon Pagode ist für jedermann geöffnet und eine Art Marktplatz. Wir beobachten alle Bevölkerungsgruppen – ob armer Reisbauer oder schlecht bezahlter Universitätsprofessor aus Yangon, ob Greisin am Stock oder Kinder mitsamt ihrer Nanny. Unter den Bäumen und Pagodendächern pausieren Mönchen, Familien vespern in Papier eingewickelten Reis und mitgebrachtes Obst.
Ich stoppe an der Ecke, wo die Tempel der einzelnen Wochentage stehen, gehen zu dem einen ganz links, „meinen“ Montag und tue es den Gläubigen gleich. Schade, dass sich die Hauptpagode derzeit im oberen Teil in Restauration befindet und deshalb nur halb so golden glitzert. Trotzdem gilt der Werbeslogan, den wir auf Plakaten bei der Rückfahrt zum Schiff lesen: Myanmar – Goldenes Land! Wir wollen wiederkommen mit noch mehr Zeit!