Es war einmal eine Kreuzfahrt durch die Trauminseln der Karibik auf einem der schönsten Segelschiffe der Welt. Es war sogar eine Reise auf dem größten Segler der Welt, dem Fünfmast-Vollschiff „Royal Clipper“. Auf dem Lido-Deck fand an diesem Abend die bei der Reederei Star Clipper traditionelle Gäste-Show statt. Welche Talente sich dabei immer wieder outeten!
Auch diese Nacht sollte voller Überraschungen sein: Das internationale Publikum feuerte begeistert einen kalifornischen Studenten an, der mit acht Bällen gleichzeitig zu jonglieren wusste. Beklatschte einen kanadischen Teen, der seine Gummibeine zu Michal Jacksons „Thriller“ über die Holzplanken fliegen ließ. Und zollte eine Handvoll Deutschen Respekt, die sich mutig an dem ein oder anderen Seemannslied abarbeiteten. Danach tanzten alle gemeinsam den „Club-Tanz“, ein paar einfache Schrittkombinationen, die sich schnell wiederholten. Es wurde eine vergnügliche Party. Es war eine perfekte Nacht: Der Mond leuchtete vom sternenklaren Himmel, eine laue Brise wehte vom Meer herüber.
Da unter den 220 Gästen auch rund 30 russische Gäste an Bord waren, trat plötzlich eine bis dato meist nur schüchtern lächelnde Russin – sie sprach nämlich kein Wort Englisch – hervor. Die Musik stoppte, alle hörten auf zu tanzen. Die junge Frau sang voller Inbrunst und mit glasklarer Stimme russische Volksweisen, dass allen einen Schauer über den Rücken liefen ließ.
Nun weiß man, ja, das Russen gerne tüchtig feiern. Die Melodien aus der Heimat animierten den russische Kapitän Sergey Tunikov offensichtlich derart, dass er seine übliche „Deckung“ an der Bar-Theke verließ, die Tanzfläche stürmte und unter dem Jubel aller Gäste anfing, einen astreinen Kasatschok auf die Schiffsplanken zu legen: Kreuzte die Arme vor der Brust, schlug die Absätze geräuschvoll zusammen und sprang wechselnd zwischen ausgestrecktem und angewinkeltem Bein aus der Hocke in die Luft! Immer und immer wieder! Der Mann hatte Kondition!
Russen, Amis, Kanadier, Deutsche, Schweizer, Südamerikaner…. alle war hingerissen von diesem stillen Mann, der nun so plötzlich Temperament zeigte. Nicht viel später waren sie alle bei ihm, um ihn herum und tanzen mit, was die Füße, Knochen, Muskeln hergaben. Völkerverständigung mitten in der Karibik!
Noch Tage später erzählte man sich bei Tisch von dieser Nacht: Ein russischer Kapitän der mitten in der Karibik den Kosakentanz tanzt! Auf welchem Schiff gibt’s so was?
Nachschlag: Am nächsten Morgen stand Sergey früh um sieben wieder an dieser Stelle und machte mit seinen Landsleuten Tai Chi. In dieser chinesischen Kampfkunst hat er einen Meister-Titel. „Ich trainiere täglich und gebe auch interessierten Gästen Unterricht. Tai Chi ist eine Lebensphilosophie für mich.“
Mehr Infos zur Royal Clipper:
Ein ausführlicher Schiffstest steht in in AZUR:
www.azur.de/wp-content/themes/azur/files/royal_clipper.pdf